Beitragsentwicklung PKV-GKV im Vergleich
Die Beitragsentwicklung im Alter ist seit den
hohen Beitragssteigerungen der letzten drei Jahre wichtiger denn je.
Auch 2017 gab es in der PKV wieder so hohe Beitragssteigerungen, dass
man sich nicht nur Sorgen über den Beitrag im Alter, sondern auch um
den Beitrag bis zum Alter machen muss. Besorgniserregend sind nicht nur
die aktuellen Steigerungen um 25% und mehr bei Gesellschaften wie Axa,
Allianz, Central, DKV, sondern, dass auch die durchschnittliche
Steigerung der letzten 3-4 Jahre oft bei 15% liegt und somit einen
klaren Trend in Richtung unbezahlbarer PKV-Beitrag zeigt. Bei diesem
Tempo werden viele in nur 7 bis 8 Jahren mit PKV-Beiträgen um die 1.000
€ konfrontiert sein und dabei erst Mitte 50 sein. Bedenklich ist, dass
nicht nur Kunden von Gesellschaften betroffen sind, die mit günstigen
Ködertarifen auf Kundenfang gingen, sondern auch angeblich solide
kalkulierte Tarife hohe Steigerungen haben. So beklagen auch Kunden von
der anständigen Debeka zweistellige Beitragssteigerungen.
Die GKV nimmt viel, wenn man viel hat und wenig bei geringem Einkommen. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil im Rentenalter, da die meisten mit Renten unter 1.500 € rechnen müssen. Weniger gut kommen Selbständige und Freiberufler mit einem geringeren Einkommen bei der GKV weg, weil hier ein Mindestbeitrag gezahlt werden muss (in 2017 zwischen 382 € und 412 €). Die PKV interessiert das Einkommen nicht, sondern nur das Verhältnis zwischen Ein- und Ausgaben der Altersklasse eines Tarifs (Details siehe PKV-Kalkulation). Früher dachte man, dass es für den Kunden wichtig ist einen Tarif mit guten Risikostrukturen zu erwischen um nicht hohe Beitragssteigerungen im laufe der Zeit zu erleiden. Leider zeigen die aktuellen hohen Beitragssteigerungen in der privaten Krankenversicherung, dass dies ein Trugschluss war und die Beiträge einfach immer weiter steigen (einige Ursachen siehe BAP).
Auf die Darstellung der Beitragsentwicklung von privaten Krankenversicherern ist wenig Verlaß, da diese meistens die Entwicklung der PKV-Beiträge beschönigt darstellen. Ein besonders dreistes Lügendiagramm wurde von der Axa Krankenversicherung gefunden:Quelle: Axa Krankenversicherungsbeiträge im Alter, Fachinformationen für Vermittler, Seite 13
Mit der Realität haben solche Diagramme wenig zu tun, besonders bei
der Darstellung des GKV-Beitrags scheint dem Axa-Mitarbeiter die
Phantasie durchgegangen zu sein. Unten sind realistischere
Darstellungen zu finden, auch wird die Farbe umgedreht. PKV ist rot,
weil hier die Gefahren lauern.
Annahmen
Um die Entwicklung von Beiträgen in der Krankenversicherung berechnen zu können, müssen zu folgenden Merkmalen Annahmen getroffen werden:
- Einkommen/Gehalt/Lohn
- Einkommensentwicklung
- Einkommensniveau im Rentenalter
- Beitragssteigerungen in der PKV
- Aktuelles- und Rentenalter
- Entwicklung der Beitragsbemessungsgrenze (BMG)
Ein 35jähriger mit gutem Einkommen, der zu Beginn in der PKV nur die Hälfte des Beitrags zahlt, den er in der GKV zahlen würde, zahlt mit Rentenbeginn den 4-fachen Beitrag, da bei einer durchschnittlichen Beitragsentwicklung von 5% pro Jahr (300% für gesamten Zeitraum) der PKV-Beitrag auf diesen Betrag steigt, wie folgende Grafik zeigt:
In der GKV beträgt der Beitrag im Rentenalter die Hälfte des PKV-Beitrags, obwohl dieser zu Beginn doppelt so hoch war. Das liegt daran, dass die BMG-Steigerungen (2% entsprechen der Entw. der letzten 6 Jahre) deutlich niedriger liegen als die PKV-Steigerungen von 5% und außerdem das Einkommen im Rentenalter auf 60% fällt.
Der konstante Verlauf des PKV-Beitrags in Rentenphase (gestrichelt) zeigt den Modellverlauf wie ihn Versicherer gern verwenden, da hier die aufgebauten Altersrückstellungen im Rentenalter dazu verwendet werden sollen den Beitrag einzufrieren und konstant zu halten. Leider reichen in der Realität die aufgebauten Rückstellungen oft nicht aus und der Beitrag verläuft weiter nach oben. Der Knick bei Alter 60 in der PKV kommt zustande, weil in diesem Alter der Beitragsanteil für die gesetzliche Altersrückstellung von 10% wegfällt.
mittleres einkommen
Bei einem mittleren Einkommen (hier handelt es sich um einen
Selbständigen, da sich ein Arbeitnehmer bei diesem Einkommen
nicht privat versichertn kann) übersteigt der PKV-Beitrag den
gesetzlichen schon vor dem 50. Lebensjahr, so dass sich hier
langfristig gesehen ein
Wechsel in die PKV kaum lohnt:
Hohe Beitragssteigerungen
Bei hohen Beitragssteigerungen in der privaten Krankenversicherung
von durchschnittlich 7%, was nicht unrealistisch ist, ist bei einem
Gutverdiener der PKV-Beitrag Anfang 50 höher als der GKV-Beitrag. Zu
Rentenbeginn hätte der arme Mann dann einen Beitrag von 2.117 € zu
zahlen. Hier dürfte auch einem Gutverdiener schnell schwindelig werden
und er würde in den Standard- oder Basistarif flüchten falls der
Tarifwechsel nach § 204 VVG keine Rettung bringt.
Gleichstand mit gkv
Wie hoch dürfte der PKV-Beitrag pro Jahr im Durchschnitt höchstens
steigen, damit zu Rentenbeginn etwa Gleichstand mit gesetzlicher Kasse
herrscht? Antwort: 2,8%, fällt nur schwer diese Steigerung aufgrund der
Beitragsanpsssungen der letzten Jahre zu glauben.
Die hier vorgestellten Fälle können auch selbst
gerechnet bzw. um individuelle Annahmen korrigiert werden. Wegen der
aktuellen Entwicklung ist es zweckmäßiger mit 10-15 % PKV-Steigerungen
zu rechnen anstatt wie oben mit 5-7%. Der Excelrechner stand unter Beitragsentwicklung
kostenlos zum Download zur Verfügung.
Als Fazit muss festgestellt werden, dass das Risiko hoher Beiträge
im Alter in der PKV deutlich größer ist als in der GKV und dass private
Krankenversicherer hier mit geschönten Zahlen in ihren Broschüren
arbeiten um die Kunden zu beruhigen. Am Ende muss jeder für sich selbst
die grundlegende Entscheidung treffen, ob er lieber heute oder morgen
weinen möchte. Der Anreiz in die private Krankenversicherung zu
wechseln ist besonders für junge Männer groß, da sie jahrelang von sehr
niedrigen Beiträgen profitieren können. Oft wird spekuliert, dass man
später wieder einen Weg findet in die GKV zu wechseln oder die
PKV später sowieso abgeschafft wird und man dann automatisch zurück in
die GKV kommt. Das mag so kommen oder auch nicht.
Vielleicht macht die Medizin so gewaltige Fortschritte, dass es in
20 Jahren eine Pille gegen Krankheiten gibt und man nur noch das
Unfallrisiko absichern muss. Hier ist aber mit viel Widerstand zu
rechnen von Gruppen, die um ihre Einnahmen und Arbeitsplätze fürchten.
PKV rechnet schon durch die Einführung der Bürgerversicherung mit dem
Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen.
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PS:
Die steigende Lebenserwartung war in der Vergangenheit öfters der Grund
für Beitragssteigerungen in der PKV. Dies muss nicht automatisch für
die Zukunft gelten. Ausgangspunkt für die Berechnung der
Lebenserwartung in der Vergangenheit waren die Sterbedaten einer
Generation, die ganz anders gelebt hat als die heutige. Viel Bewegung
und körperliche Arbeit charakterisierten die Lebensweise dieser
Generation. Die heutige Lebensweise dagegen ist von Bewegungsmangel
gekennzeichnet, jedes dritte Kind ist bereits übergewichtig und die
Zahl an Kindern mit Alterszucker und Bluthockdruck nimmt deutlich zu.
Diese Gesundheitsdaten sprechen somit eher für eine niedrigere
Lebenserwartung.