Die Aussagekraft von Kennzahlen der PKV-Unternehmen ist für die Tarif-Wahl eher gering. Zu gute Kennzahlen in einem Bereich können sogar ein Indiz dafür sein, dass das Unternehmen seine Aktionäre besser behandelt als seine Kunden oder dass ein Versicherer die eingereichten Rechnungen seiner Kunden besonders penibel prüft und nach Gründen sucht die Erstattung zu kürzen (Fachbegriff: Disziplinierung der Kunden). Ablesbar wäre dies an einer besonders niedrigen Schadensquote. Für jemanden, der durch Abschluss einer privaten Krankenversicherung zum Kunden eines Unternehmens wird, ist die Kennzahl Wachstum noch am interessantesten, weil diese Zahl zeigt, ob stetig neue Kunden in die Tarife gelangen und für eine positive Kostenentwicklung der PKV-Tarife sorgen. Mit negativen Wachstum, d.h. Verlust von Kunden fallen hier insbesondere die Allianz, die ARAG, der Münchener Verein und die Signal Iduna auf. Auf der anderen Seite fällt der hohe Zuwachs von 12,5% bei der Hanse Merkur auf, der zunächst einen positiven Eindruck macht und die Hanse Merkur als attraktiven Versicherer mit guten Tarifen erscheinen läßt. In Kombination mit anderen Kennzahlen wie den hohen Abschlusskosten und einer niedrigen Schadensquote kann man auch eine negative Schlussfolgerung ziehen. Der Vorwurf könnte lauten, dass das Unternehmen vorrangig in den Vertrieb und die Aquise von Neukunden investiert und bestehende Kunden vernachlässigt. Dieser Verdacht, der sich aus der Interpretation der auffälligen Zahlen ergibt, könnte noch durch Recherchen in Internetforen überprüft werden, bevor man entscheidet diese Gesellschaft zu meiden.